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Unzulässige Fragen bei einem Mitarbeitergespräch: Was ist absolut tabu?

In Mitarbeitergesprächen ist die Auswahl der Fragen entscheidend, um ein respektvolles und professionelles Arbeitsumfeld zu gewährleisten. Allerdings sind einige Fragen nicht nur aufgrund unpassender Themenrelevanz ungeeignet, sondern auch absolut tabu und unzulässig, da sie ethische Standards verletzen oder die Privatsphäre beeinträchtigen könnten. Es ist von entscheidender Bedeutung, den Dialog so zu gestalten, dass er konstruktiv bleibt und frei von Diskriminierungen oder persönlichen Eingriffen ist. Bestimmte Themen sollten daher bewusst vermieden werden, um die Integrität des Gesprächs zu sichern und die Beziehung zwischen Arbeitgeber:in und Mitarbeitenden zu stärken. 

Hier sind die wichtigsten Tabu-Fragen aufgelistet, die auf keinen Fall während eines Mitarbeitergesprächs fallen sollten:

#1 Familienplanung

Natürlich kann eine Familienplanung in gewissem Maße die Arbeit beeinträchtigen und zum Teil einen Einfluss darauf haben. Allerdings hat dies nichts mit der Leistung und Arbeit an sich zu tun! Genau gesehen fallen Fragen in diese Richtung zudem unter die Kategorie “Privatleben” und sind somit während eines Mitarbeitergesprächs unzulässig, wie die folgenden Beispiele:

  • Planen Sie in naher Zukunft Kinder zu bekommen?
  • Wie könnte sich Ihre Familienplanung auf Ihre beruflichen Ambitionen auswirken?
  • Sind Sie derzeit schwanger?
  • Würden Sie es nach der Geburt eines Kindes in Erwägung ziehen, wieder Vollzeit weiterarbeiten zu wollen?

Ein:e Mitarbeiter:in kann und muss darauf keine Antwort geben und darf sogar lügen, falls die Befürchtung einer Benachteiligung vorliegt. Eine einzige Ausnahme gibt es dabei jedoch: Sobald eine Angestellte über Ihre Schwangerschaft erfährt, ist sie verpflichtet, dies auch dem Chef mitzuteilen! Was aber noch lange nicht bedeutet, dass eine etwaige Nachfrage angemessen ist.

#2 Sexuelle Orientierung

Grundsätzlich gilt, dass in einer professionellen Umgebung, dazu gehört ebenfalls das Arbeitsumfeld, keine Fragen zu Partnerschaften, sexueller Orientierung und Ähnlichem gestellt werden sollten! Zum einen sollte man als Führungskraft nämlich unbedingt die Privatsphäre der Angestellten respektieren und zum anderen können solche Fragestellungen als diskriminierend wahrgenommen werden. Darunter fallen unter anderem:

  • Leben Sie momentan in einer Partnerschaft?
  • Sind Sie homosexuell, lesbisch, bi-, heterosexuell oder identifizieren sie sich mit einer anderen sexuellen Orientierung?
  • Wie steht Ihre Familie zu Ihrer sexuellen Orientierung?

#3 Krankenstand

Solange keine direkte und spürbare Auswirkung auf die Arbeitsleistung aufgrund des Gesundheitszustandes eines:r Angestellten besteht, sollten auch auf alle Fälle unzulässige Fragen dazu vermieden werden. Denn selbst wenn der:die Arbeitnehmer:in ein aufrichtiges Interesse am Wohlbefinden eines Mitarbeitenden hat, können Fragen, wie die unten stehenden, dazu erneut als diskriminierend aufgegriffen werden.

  • Weisen Sie gesundheitliche Probleme auf, die uns als Unternehmen betreffen?
  • Wie häufig waren Sie im letzten Jahr krankgeschrieben?
  • Ist es möglich, eine Liste mit Ihren bisherigen Krankheiten und deren Dauer zu erhalten?
  • Sind Ihre Krankheitstage mit spezifischen gesundheitlichen Problemen verbunden?
  • Warum waren Sie kürzlich mehrere Wochen krank?
  • Wie oft planen Sie, dieses Jahr krank zu sein?
  • Wann waren Sie das letzte Mal bei der Gesundheitsvorsorge?
  • Kann es sein, dass Ihre Ernährungsweise Auswirkungen auf Ihre Krankheitstage hat?

Des Weiteren ist es als Führungskraft wichtig zu wissen, dass die Art der Krankheit unter den Datenschutz fällt. Die Frage danach ist daher nicht nur unzulässig, sondern birgt auch die Gefahr, dass ein:e Arbeitnehmer:in in Verlegenheit gebracht wird und von einem selbst als auch von Arbeitskolleg:innen anders behandelt und angesehen wird und daher vertraulich zu behandeln ist.

#4 Privat- und Arbeitsleben unterscheiden

Ein positives Arbeitsverhältnis zwischen Arbeitgeber:in und Arbeitnehmer:in ist natürlich stets von Vorteil. Jedoch muss man als Chef dennoch die Grenzen kennen und sollte nicht zu viel Arbeit mit Privatem vermischen. Vor allem bei einem Mitarbeitergespräch soll es vorrangig um die Arbeit gehen. Darum sollte man als Führungskraft in einem unpassenden Rahmen auch auf diese unzulässigen Fragen nicht zurückgreifen:

  • Was machen Sie in Ihrer Freizeit?
  • Treiben Sie Sport?
  • Wie viel Zeit verbringen Sie mit Ihren Hobbys?
  • Leben Sie über Ihren Verhältnissen?
  • Wie sieht Ihre derzeitige finanzielle Situation aus? Sind Sie verschuldet?
  • Haben Sie nebenberufliche Tätigkeiten oder Nebenjobs?
  • Wie oft gehen Sie am Abend fort und nehmen an gesellschaftlichen Veranstaltungen teil?
  • Konsumieren Sie Alkohol, Drogen oder weitere Suchtmittel?

Auch hier gilt erneut, dass ein:e Mitarbeiter:in auf keine solche Frage antworten muss und man in diesem Fall als Führungskraft darauf achtet, ob manche solcher Themen bei einem ungezwungenen Gespräch in der Mittagspause oder in einem offiziellen Mitarbeitergespräch aufgegriffen werden.

#5 Religion

Ein weiteres Thema, welches in einem Mitarbeitergespräch absolut nichts verloren hat, ist Religion. Hierbei kann es sich häufig um eine äußerst heikle Angelegenheit handeln, die schnell falsch verstanden werden kann, weshalb man solchen Situationen gar nicht erst einen Nährboden bieten sollte. Solange also ein:e Arbeitnehmer:in nicht von selbst aus dieses Thema anspricht, sollten die folgenden Fragen während eines Mitarbeitergesprächs nicht aufkommen:

  • Welcher Religion gehören Sie an?
  • Wie leben Sie Ihren Glauben aus?
  • Hat Ihre Religion einen Einfluss auf Ihre Verfügbarkeit für bestimmte Arbeitstage oder -zeiten, aufgrund von nicht gesetzlich anerkannten Feiertagen?
  • Nehmen Sie an religiösen Veranstaltungen während der Arbeitszeit teil?
  • Wie ist Ihre Einstellung zu Kollegen:innen anderer religiöser Überzeugungen?

#6 Politische Ansichten

Ähnlich ist es auch bei politischen Angelegenheiten. Angesichts der Tatsache, dass politische Überzeugungen tief in den persönlichen Werten und Überzeugungen verankert sind und häufig starke Emotionen hervorrufen können, besteht hier ein weiteres hohes Risiko für Missverständnisse und Konflikte. Es ist daher ratsam, diese Art von Diskussionen und Fragen in einem professionellen Kontext zu vermeiden:

  • Welche politische Partei unterstützen Sie?
  • Wie würden Sie Ihre politische Ausrichtung beschreiben?
  • Gehören Sie einem Verein oder einer politischen Organisation an?
  • Was sind Ihre Ansichten zu den aktuellen politischen Diskussionen und Entwicklungen?
  • Haben Sie an politischen Demonstrationen teilgenommen?
  • Welche politischen Magazine oder Zeitungen lesen Sie?

#7 Ethische Ansichten

Ethische Überzeugungen prägen zwar die Persönlichkeit und Entscheidungen, gehören jedoch bei einem Mitarbeitergespräch ebenfalls nicht in den Vordergrund, vor allem, wenn sie nicht direkt die Arbeit betreffen. Hier einige Beispiele für Fragen, die zu tief in persönliche ethische Ansichten eindringen und deshalb in einem professionellen Kontext nicht aufkommen sollten:

  • Welche ethischen Prinzipien vertreten Sie und welche lehnen Sie ab?
  • Wie würden Sie sich in einer moralisch zweifelhaften Situation verhalten?
  • Gibt es ethische Überzeugungen, die Sie davon abhalten könnten, bestimmte Aufgaben bei uns zu übernehmen?
  • Haben Sie schon einmal gegen die ethischen Unternehmensrichtlinien verstoßen?
  • Können Sie ein Beispiel nennen, bei dem Sie Ihre ethischen Überzeugungen über die Unternehmenspolitik gestellt haben?
  • Sind Sie Vegetarier, Veganer oder Fleischesser?
  • Liegt der Grund für Ihre Ernährungsentscheidung in gesundheitlichen oder ethischen Aspekten?
  • Glauben Sie, dass Ihre Ernährungsweise Ihre Arbeitsleistung beeinflussen kann?

#8 “Unprofessionelle” Fragen

Für ein erfolgreiches Mitarbeitergespräch ist es außerdem entscheidend, dass der Chef grundsätzlich professionell auftritt und vorbereitet ist. Folglich sollte man nicht auf Verallgemeinerungen zurückgreifen, den:die Mitarbeiter:in nicht mit einer Frage überrumpeln, bei der er schlecht dasteht, und keine Fakten abfragen, über die man als Führungskraft normalerweise, vor allem aufgrund einer entsprechenden Vorbereitung auf das Mitarbeitergespräch, Bescheid wissen sollte. Sprich, diese unzulässigen Fragen sollten genauso nicht vorkommen:

  • Ist das wirklich Ihre beste Leistung?
  • Können Sie sich in Zukunft mehr bemühen?
  • Haben Sie beim letzten Mal gar nicht zugehört?
  • Wie oft suchen Sie während der Arbeitszeit die Toilette auf?
  • Reden Sie während der Arbeitszeit über private Angelegenheiten und Probleme?
  • Was ist die Meinung Ihrer Arbeitskolleg:innen eigentlich privat von Ihnen?
  • Wen von Ihren Arbeitskolleg:innen mögen Sie persönlich am wenigsten?

Das sollte man also als Führungskraft bei Mitarbeitergesprächen beachten

Die sorgfältige Auswahl der Themen und Fragen in Mitarbeitergesprächen ist entscheidend für die Aufrechterhaltung eines respektvollen und professionellen Arbeitsumfelds. Unzulässige Fragen, die in die Privatsphäre eindringen, ethische Standards verletzen oder diskriminierend wirken können, sollten konsequent vermieden werden. Es geht darum, ein Umfeld zu schaffen, in dem sich alle Mitarbeiter:innen wertgeschätzt und fair behandelt fühlen, unabhängig von ihrer persönlichen Situation, Überzeugungen oder Lebensweise. Ein offener, konstruktiver Dialog, der frei von Vorurteilen ist und sich auf die berufliche Leistung und Entwicklung konzentriert, stärkt nicht nur die Beziehung zwischen Arbeitgeber:in und Mitarbeiter:in, sondern fördert auch eine positive und produktive Arbeitskultur.